Joseph Alois Schumpeter

Schumpeter, Ende der vierziger Jahre, vor der Memorial Church, Gelände der Harvard University, Harvard University Archives

Innovationen, rastlos nach Neuem suchende Unternehmer, die Entrepreneurs, Beeinflussung der wirtschaftlichen Entwicklung durch Erfindungen, Prozesse der kreativen Gestaltung von Neuem und die Ablösung alter Strukturen, „schöpferische Zerstörung“, wirtschaftliche Entwicklung als Dynamik – all dies sind Begriffe und Entwicklungen, die mit keiner anderen Person derart in Übereinstimmung gebracht werden können, wie mit der von Joseph Alois Schumpeter.

Unter den folgenden Überschriften finden Sie nähere Einblicke in das Wirken eines großartigen Wissenschaftlers.

Geboren am 08. Februar 1883 in Triesch, heutiges Tschechien, damals Österreich-Ungarn, in begüterten Verhältnissen aufgewachsen, schloss er sein 1901 an der Universität Wien aufgenommenes Studium der Rechtswissenschaften mit der Promotion im Jahre 1906 ab. Bereits während des Studiums zeigte Schumpeter großes Interesse an wirtschaftstheoretischen Fragestellungen und besuchte unter anderem Veranstaltungen bei Eugen Böhm Ritter von Bawerk, Eugen Philippovich Freiherr von Philippsberg und Friedrich Freiherr von Wieser. Nach dem Studium unternahm er Reisen in verschiedene Länder und widmete sich insbesondere in England der intensiven Aufbereitung wirtschaftswissenschaftlicher Fachliteratur. 1907-1908 arbeitete er in einer italienischen Anwaltskanzlei in Kairo und verfasste seine erste Monografie, „Wesen und Hauptinhalt der theoretischen Nationalökonomie“, in dem er eine eigenständige und souverän gefasste Aufarbeitung der wesentlichen Inhalte der bis dahin vorherrschenden ökonomischen Theorien lieferte. Das Manuskript sandte er im März 1908 nach Deutschland und reichte es im Oktober des Jahres als Habilitationsschrift an der Fakultät für Rechtswissenschaften und Politik der Universität Wien ein. Die Ernennung zum Privatdozenten in Politischer Ökonomie erfolgte im März 1909. Die Gutachter im Habilitationsverfahren waren Friedrich von Wieser und Eugen von Böhm-Bawerk.

Im Herbst 1909 wurde er als außerordentlicher Professor an die Universität von Czernowitz, in der heutigen Ukraine gelegen, berufen. Während der zwei Jahre, die er dort verbrachte, verfasste er einen Hauptteil seines wohl bedeutendsten ökonomischen Werkes, der „Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung“, das 1911 erschien. Im Oktober des Jahres erfolgte der Ruf zum Ordinarius für Politische Ökonomie an die Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät der Karl-Franzens-Universität Graz, und zwar als jüngster ordentlicher Professor der Monarchie. Diese Professur hatte er mit Unterbrechungen bis 1921 inne. Im Studienjahr 1913/1914 nahm er eine Gastprofessur an der Columbia University in New York City wahr. Er traf auf berühmte Ökonomen wie Frank William Taussig, Irving Fisher und Wesley Clair Mitchell und wurde dort – im Alter von dreißig Jahren – mit einem Ehrendoktorat ausgezeichnet. 1914 erschien Schumpeters drittes Buch, die „Epochen der Dogmen- und Methodengeschichte“, eine von Max Weber für ein ökonomisches Handbuch, den „Grundriss der Sozialökonomik“, in Auftrag gegebene Arbeit, die Schumpeter viel später als Ausgangspunkt für weitere Veröffentlichungen nutzte.

Während der Jahre 1916 bis 1919 unternahm Schumpeter mehrfache Versuche der politischen Betätigung, nichts Ungewöhnliches für einen bekannten Ökonomen. Seine Lehrer und Vorbilder, wie Carl von Menger, Eugen von Philippovich und Friedrich von Wieser, waren ökonomische Berater am kaiserlichen Hof und Eugen von Böhm-Bawerk gar dreimal Finanzminister. So stellte sich Schumpeter in verschiedenen Memoranden dem Zollbündnis zwischen Österreich und Deutschland entgegen und trat für den Aufbau einer handlungsfähigen konservativen Partei ein. Im Januar 1919 wurde er Mitglied der deutschen Sozialisierungskommission, in der er als vehementer Befürworter einer sofortigen und allumfassenden Sozialisierung auffiel, und schließlich, im März, Finanzminister. Das Amt füllte Schumpeter lediglich sieben Monate glücklos aus, er kehrte bis 1921 auf seine Professur an der Universität Graz zurück. Mit der Übernahme des Amtes des Präsidenten der Biedermeier Bank gab Schumpeter im selben Jahr seine Professur auf. Die Vorstandstätigkeit endete 1925 mit der Insolvenz der Bank, Schumpeter verlor sein gesamtes Vermögen. Auf Wirken von Arthur Spiethoff erhielt Schumpeter 1925 einen Ruf für Finanzwissenschaft an die Universität Bonn. Vor allem seine äußerst erfolgreich durchgeführte Lehrtätigkeit trug wesentlich zur Stärkung des Fakultätsrenommees bei. Als zentrale Veröffentlichung dieser Zeit gilt sein Aufsatz „Gustav von Schmoller und die Probleme von heute“, aus dem Jahre 1926.

1927-1930 unternahm Schumpeter mehrere Reisen als Gastprofessur an die Harvard University, wo er auch maßgeblich an der Gründung der Econometric Society mitwirkte. Rufe der Universitäten Kiel, Freiburg und Prag Ende der zwanziger Jahre lehnte er ab und strebte stattdessen eine Professur an der damals renommiertesten deutschen Hochschule, der Universität Berlin, an. Hier bewarb er sich mehrmals vergeblich, unter anderem als Nachfolger Werner Sombarts auf den Lehrstuhl für Wirtschaftstheorie. Schließlich signalisierte er der Harvard University, dass er einem Ruf nicht ablehnend gegenüberstehen würde. Dieser erfolgte im Jahre 1932, in dem Schumpeter Deutschland für immer verließ.

In Cambridge wohnte er die ersten fünf Jahre bei Frank William Taussig, dem großen alten Mann der ökonomischen Fakultät in Harvard, nur wenige Minuten vom Campus der Universität entfernt. Mit der Emeritierung Taussigs im Jahre 1935 wurde Schumpeter die Aufgabe übertragen, das Graduiertenkolleg in Wirtschaftstheorie zu übernehmen. Er trug in hohem Maße zur Umgestaltung der in die Jahre gekommenen wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät bei. So setzte sich Schumpeter mit aller Kraft für die Einführung mathematischer Methoden in Harvard ein und engagierte sich stark in der Econometric Society, in der er 1938 und 1939 das Amt des Vizepräsidenten bekleidete und 1940 als Präsident vorstand. 1939 veröffentlichte er das zweibändige Werk „Business Cycles“ und 1942 das vielfach beachtete Buch „Capitalism, Socialism, and Democracy“, in dem er eine detaillierte Analyse der Funktionsweise sozialistischer Ökonomien vorlegte und die Vorstellung einer weit gefassten ökonomischen Theorie entfaltete. Dieses Werk stellt einen eigenständigen Beitrag zur politischen Wissenschaft und Soziologie dar. Zwischen den beiden Werken befasste er sich intensiv mit der Frage der „Rationalität in den Sozialwissenschaften“, zu der er, angeregt durch einen Vortrag von Chester Barnard, eine eigene Diskussionsgruppe einberief, der Mitglieder wie die Soziologen Talcott Parsons, Wilbert E. Moore, der Psychologe David McGrannahan sowie die Ökonomen Gottfried Haberler, Wassily Leontief und Paul Sweezy angehörten. Das Arbeitspensum Schumpeters war immens. Die Fülle an Publikationen bewältigte er letztlich allein, da er von der Fakultät nur mit geringen finanziellen Mitteln ausgestattet war, und dies bei einem weitaus höheren Lehrangebot als das seiner Kollegen.

In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg bis zu seinem Tod arbeitete Schumpeter intensiv am Abschluss seines dritten großen Werkes aus seiner amerikanischen Zeit, der „History of Economic Analysis“, die vier Jahre nach seinem Tod von seiner Witwe, Elisabeth Schumpeter Boody, herausgegeben wurde. Mit diesem Opus magnum gab Schumpeter eine gesamte Darstellung der Dogmengeschichte der Ökonomie seit den Griechen, eine Zusammenfassung seiner wissenschaftlichen Sichtweise von Ökonomie und somit die Erklärung der Sozialökonomik und ihrer Abgrenzung von anderen Sozialwissenschaften, sowie eine Neuformulierung der Theorie des Unternehmers. 1948 wurde er zum Präsidenten der American Economic Association und im Sommer 1949 zum ersten Präsidenten der neu gegründeten „International Economic Association“ gewählt. Er war auf internationalen Konferenzen ein vielgefragter und hochgeachteter Redner. Schumpeter starb am 8. Januar 1950 in Taconic, Connecticut, USA, an einem Gehirnschlag.

 

© Schumpeter School of Business and Economics 2008

Wer war Joseph Schumpeter, der einerseits von Höhenflügen und andererseits von Versagensängsten geplagte Exzentriker? Es ist viel über solche den Menschen Schumpeter anbetreffende Fragen geforscht und geschrieben worden. Als Joseph vier Jahre alt war, verstarb der Vater und die Mutter setzte fortan alles daran, dem einzigen Kind eine große Zukunft zu ermöglichen. Sie heiratete 1893 einen Feldmarschallleutnant der deutsch-österreichischen Armee, mit dem die Familie nach Wien übersiedelte und der Joseph im gleichen Jahr die Aufnahme ins Theresianum, der österreichischen Eliteschule für den Nachwuchs der höheren Kreise, ermöglichte. Bereits während seines Studiums galt Schumpeter als ehrgeizig, arrogant, egozentrisch, undurchsichtig. Im Anschluss an das Studium der Rechtswissenschaften unternahm Schumperter Reisen, auf denen er nicht nur wissenschaftliche Studien betrieb, sondern sich auch auf Empfängen bewegte und Hobbies wie dem Reiten und der Jagd nachging. In England heiratete er Gladys Ricarde Seavers, die Tochter eines hohen Würdenträgers der Church of England, aber bereits einige Monate nach der Eheschließung ließen sich beide auf außereheliche Beziehungen ein. Schumpeters Hang zum in jeglicher Hinsicht aufwändigen Lebensstil zwang ihn u.a., in den Jahren 1907-1908 eine Stellung in einer Anwaltskanzlei in Kairo anzunehmen. In Czernowitz brüskierte er die Kollegen durch unangemessene Auftritte bei Sitzungen, indem er etwa in Reitstiefeln erschien und Kollegen durch abfällige Kommentare provozierte. Nicht zuletzt wegen seines Rufs als Lebemann wehrte sich die Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät der Universität Graz gegen die Berufung Schumpeters, jedoch vergeblich. Aufgrund exzellenter Beziehungen zum Kaiserhof wurde er „Zufolge Allerhöchster Entschließung“ im Oktober 1911 zum Ordinarius ernannt.

Schumpeter füllte das Hochschullehrerdasein nicht aus. Er strebte nach politischem Einfluss, verhielt sich aber sehr wechselhaft und zuweilen opportunistisch. So kritisierte er als selbsternannter Berater des Kaisers vehement das Zollbündnis zwischen Österreich und Deutschland, darin die Gefahr der Entmündigung der Österreichisch-Ungarischen Monarchie und das Ende Österreichs beschwörend, trat für die Monarchie und ein konservatives politisches System ein, wurde aber Anfang 1919 Mitglied der deutschen Sozialisierungskommission, in der er als vehementer Befürworter einer sofortigen und allumfassenden Sozialisierung auftrat. 1919, auf Vorschlag von Otto Bauer, dem langjährigen stellvertretenden Vorsitzenden der sozialdemokratischen Arbeiterpartei und Außenminister der neu gegründeten österreichischen Republik sowie ehemaligem Studienfreund, wurde Schumpeter zum Finanzminister ernannt. Bereits kurz nach seiner Ernennung titulierte ihn die Tagespresse beispielsweise als „Inhaber dreier Seelen“: einer liberalen, einer konservativen und einer linken. Der große Literat Karl Kraus bezeichnete Schumpeter als einen "Austauschprofessor seiner Überzeugungen", der "mehr Gesinnungen hatte, als zum Vorwärtskommen nötig waren".

Nach seiner Entlassung als Finanzminister lehrte Schumpeter ab Sommer 1920 wieder in Graz. Im März 1921 nahm er dankbar das Angebot der Biedermeier Bank an, das Amt des Vorstandsvorsitzenden zu übernehmen und beantragte an der Universität zunächst seine Beurlaubung auf ein Jahr und einige Zeit später die endgültige Befreiung von seinen Dienstpflichten. Schumpeter hatte nach seiner Entlassung als Finanzminister das Recht der Vergabe einer Bankenkonzession erhalten, wie sie die Biedermann Bank, ein altes Familienunternehmen, im Rahmen der Umwandlung in eine öffentliche Gesellschaft benötigte. So erhielt die Bank die Konzession und Schumpeter wurde ihr Vorstandsvorsitzender, der mit dem täglichen Geschäftsleben nichts zu tun hatte. Diese äußert lukrativ dotierte Tätigkeit endete 1925 mit dem Bankrott der Bank, in der Schumpeter nicht nur sein Vermögen verlor, sondern auch über weitere Jahre Schulden zu tilgen hatte, weshalb er bis 1935 zur Aufnahme zahlreicher bezahlter Vortragstätigkeiten und Auftragspublikationen gezwungen war. Hier mag seine Ablehnung dieser Form der bezahlten Tätigkeiten begründet liegen, in der er nichts anderes als eine Form der Prostitution zu sehen vermochte.

Einen schweren persönlichen Schock erlitt Schumpeter im Juni 1926, als seine Mutter starb. Etwa sechs Wochen später verstarb seine zweite Frau, die er erst im Oktober 1925 geheiratet hatte, bei der Geburt des Sohnes. Das Kind überlebte die Geburt nur wenige Stunden. Von diesen Erlebnissen sollte sich Schumpeter Zeit seines Lebens nicht mehr erholen. Diese tragischen Ereignisse scheinen Schumpeter verändert zu haben. Immer wieder findet man Äußerungen des Bedauerns über Fehlentscheidungen und das Verfolgen falscher Ziele in früheren Jahren.

Nachdem er sich mehrfach vergebens um einen Lehrstuhl an der Universität Berlin beworben hatte, nahm Schumpeter 1932 den Ruf der Harvard University an und verließ Deutschland für immer. In Amerika erwarb sich „Schumpy“ nicht nur den Ruf als brillanter Wirtschaftswissenschaftler, sondern ebenso als Showman, Snob, Dandy und Schürzenjäger, der drei Gruppen von Studierenden grundsätzlich die beste Note gebe: Strebern, Frauen und allen anderen. Anscheinend gefiel sich Schumpeter in dieser Rolle und trug durch entsprechende Äußerungen zu diesem Ruf bei.

1937 heiratete der gesundheitlich angeschlagene Schumpeter in dritter Ehe Romaine Elizabeth Boody, eine Ökonomin, die am Radcliffe College 1920 das erste summa cum laude in den Wirtschaftswissenschaften errang, das dort je vergeben wurde. Elisabeth hatte es sich zur Aufgabe gesetzt, Schumpeter ein komfortables und störungsfreies Arbeitsleben zu ermöglichen. Sie umhegte ihn als Chauffeurin, Forschungsassistentin und Haushälterin in einem und sie war es auch, die vier Jahre nach seinem Tode, 1954, sein Opus magnum „History of Economic Analyses“ herausgab.

 

Schumpeter wollte der führende Ökonom weltweit sein und litt darunter, im Schatten von John Maynard Keynes zu stehen. Seinem groß angelegten Plan, ein grundlegendes Werk zur Geldtheorie zu schreiben, kam John Maynard Keynes bereits 1930 mit der Veröffentlichung von „A Treatise on Money“ zuvor, was Schumpeter als Demütigung empfand. Ähnlich ging es ihm später, 1936, mit dem Erscheinen von Keynes‘ „General Theory“. Viele von Schumpeters Studenten, so auch sein bester Schüler, Paul A. Samuelson, basierten eigene Aussagen auf dem keynesianischen Theoriegebäude. Schumpeter war verletzt. Eine weitere Enttäuschung musste Schumpeter hinnehmen, als das 1939 veröffentlichte zweibändige Werk „Business Cycles“ nicht die erwünschte Akzeptanz erfuhr, in den Augen führender Volkswirte hinter Keynes‘ „General Theory of Employment, Interest, and Money“ zurückblieb und von Simon Kuznets gar einer vernichtenden Kritik im American Economic Review unterzogen wurde. Gleichwohl setzte sich Schumpeter mit aller Kraft für die Wirtschaftstheorie ein und war sich eigener Schwächen durchaus bewusst. Nicht Mathematiker genug, um mathematische Methoden in seinen eigenen Schriften zu verwenden, setzte er sich doch unablässig für ihren Einsatz in der Wirtschaftstheorie ein, plädierte aber gleichzeitig dafür, keineswegs die Bedeutung der Arbeit anderer Disziplinen für die Wirtschaftstheorie, wie Geschichtswissenschaft, Ethnologie und Soziologie, minder zu schätzen.

 

In den vierziger Jahren dominierten Unzufriedenheit, Melancholie, Depressionen, Todesängste Schumpeters Gemütsverfassung, viele seiner Äußerungen nahmen düstere und feindselige Züge an. Die Trauer um seine lange verstorbene Mutter und zweite Frau erreichten die Form eines Heiligenkultes. Die eigene Lehre konnte nicht erfolgreich wie die von Keynes vertreten werden, die Studierenden gewannen den Eindruck, dass seine Zeit vorbei war. Mit der zunehmenden Hinwendung zur historischen Methode stieß er bei den Kollegen auf vermehrte Ablehnung, denen er seinerseits Engstirnigkeit vorwarf und sich distanzierte. Unstimmigkeiten in Berufungsfragen und andere Ereignisse ließen Schumpeter das Leben unerträglich erscheinen, zusätzlich drückte der Zweite Weltkrieg seine Stimmung. Zwar war er sich darüber bewusst, ein bekannter Ökonom zu sein, doch hielt er sich für einen Versager, für einflusslos, unfähig zu führen. Hinzu kam zunehmende persönliche und politische Isolation, nicht zuletzt wegen antisemitischer und rassistischer Äußerungen. Insgesamt aber ist wohl den berühmten Schumpeter-Schülern Kenneth Galbraith und Paul Samuelson zuzustimmen, die ihn weder als antisemitisch noch rassistisch einschätzen, sondern lediglich von unbedachten Äußerungen in Zuständen emotionaler Schwäche und Depression ausgehen. Nach dem Krieg besserte sich Schumpeters Stimmung, doch bis zu seinem Tode fühlte er sich einsam, isoliert und unglücklich.

Schumpeters eigene kritische und emotional eingetrübte Einschätzung bezüglich seiner Person aber täuschte. Er wurde zu Lebzeiten und bis heute als einer der größten Wirtschaftstheoretiker anerkannt.

© Schumpeter School of Business and Economics 2008

 I. Die bekanntesten Monografien über J. A. Schumpeter

  • Robert Loring Allen: Opening Doors: The Life & Work of Joseph Schumpeter, Vol.1 (Europe), Vol. 2 (Amerika), New Brunswick, 1994
    (Allen, Emeritus für international economics and economic history, University of Missouri; hat am Schumpeter Archiv der Harvard Univ. mitgearbeitet)
  • Massimo M. Augello: Joseph Alois Schumpeter: A Reference Guide, Berlin, Springer, 1990
    (eine nach Aussage von Swedberg sehr ausführliche und ausgezeichnete Biografie)
  • Heinz D. Kurz: Joseph A. Schumpeter: ein Sozialökonom zwischen Marx und Walras, Marburg: Metropolis, 2005
    (kurzes, aus einem Vortrag über Schumpeter entstandenes Buch)
  • Eduard März: Joseph Alois Schumpeter: Forscher, Lehrer, Politiker, München, Oldenbourg, 1983
  • Thomas McCraw: eine Biografie (Prophet of Innovation. Joseph Schumpeter and Creative Destruction), Hamburg : Murmann ; 1. Aufl. ; 779 S.
    (McCraw, Wirtschaftshistoriker, Emeritus für Unternehmensgeschichte an der Harvard Business School. Umfang- und detailreiches Werk, das vor allem die historischen Hintergründe beleuchtet und auf bis dahin nicht ausgewertete Daten aus dem Schumpeter-Archiv in Harvard – vor allem Briefe und Tagebuchaufzeichnungen – zurückgreift)
  • Annette Schäfer: Die Kraft der schöpferischen Zerstörung: Joseph A. Schumpeter; Biografie, Frankfurt [u.a.]  : Campus-Verl. , 2008
    (Schäfer, Journalistin, ausgebildete Psychologin. Ein Buch, das in erster Linie Einblicke in Schumpeters Persönlichkeit gibt – und in der Kritik nicht sonderlich gut abschneidet)
  • Erich Schneider: Joseph A. Schumpeter: Leben und Werk eines großen Sozialökonomen, Tübingen, Mohr, 1970
  • Michael I. Stevenson: Joseph A. Schumpeter: A Bibliography, 1905-1984, Westport (Conn.), 1985
  • Wolfgang F. Stolper: Joseph Alois Schumpeter, The Public Life of a Private Man, Princeton 1994
  • Richard Swedberg: Joseph A. Schumpeter. Eine Biographie, Stuttgart: Klett, 1994 (amerik. Orig. Princeton 1991)
    (Swedberg, Soziologe an der Cornell University, früher Universität Stockholm. Biografie galt lange als das Standardwerk über Schumpeter)

 

II. Aus unzähligen Monographien und Abhandlungen über Schumpeter eine kleine Auswahl deutsch- und englischsprachiger Literatur:

  • Frank Fetter: An Early Memory of Joseph Schumpeter, History of Political Economy 6, 1 1974, pp. 92-94
  • Helmut Frisch (Ed.): Schumpeterian Economics, New York, Prager, 1981
  • Erica Gerschenkron: The Diaries of Anna Reisinger-Schumpeter: A Report, unpublished report, Harvard University Archives, HUG (FP) 66.90, Mappe “The Diaries of Anna Reisinger”
    (Gerschenkron schrieb in den frühen sechziger Jahren einen vertraulichen Bericht zu den Tagebüchern Annie Schumpeters für das Department of Economics; Robert Loring Allen entdeckte diese Studie und deponierte sie in den Harvard University Archives)
  • Richard Goodwin: Schumpeter, The Man I knew, Ricerche Economiche, Vol. 4, 1983
  • Gottfried Haberler: Joseph Alois Schumpeter, 1883-1950, Quarterly Journal of Economics, Vol 64, 1950, pp. 333-372
  • Seymour Harris (ed.): Joseph A. Schumpeter: Social Scientist, Cambridge, Harvard Univ. Press, 1951
    (darin enthalten Aufsätze von z. B. Ragnar Frisch, Gottfried Haberler, Paul A. Samuelson und Arthur Smithies)
  • Peter Kesting: Zwischen Neoklassik und Historismus: Das ökonomische Werk Joseph A. Schumpeters aus methodologischer und theoriegeschichtlicher Perspektive, Marburg 1997
  • Eva Kreisky: Demokratie, Markt und Geschlecht. Die maskuline Welt des Joseph A. Schumpeter, in: Andrei S. Markovits/Sieglinde K. Rosenberger (Hg.): Demokratie. Modus und Telos, Wien-Köln-Weimar, 39-60
    (Eva Kreisky ist Professorin am Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien. Schwiegertochter des ehem. Österr. Bundeskanzlers)
  • Simon Kuznets: Schumpeter’s Business Cycles, American Economic Review, Vol. 30, 2, 1940, pp. 257-271
    (die berühmte, Schumpeters Business Cycles “vernichtende” Kritik)
  • Wassily Leontief: Joseph A. Schumpeter (1883-1950), Econometrica, Vol. 18, 2, 1950, pp. 103-110
  • Peter Massing: Joseph Schumpeter; in: Massing, Peter/ Breit, Gotthard (Hrsg.): Demokratie-Theorien. Von der Antike bis zur Gegenwart, Bonn 2005, S.180-192
  • Paul A. Samuelson: Joseph A. Schumpeter, Dictionary of American Biography, Supplement Four, 1946-1950, ed. By John A. Garrety and Edward T. James, New York, Charles Scribner’s Sons, 1974
  • Paul A. Samuelson: Joseph Schumpeter, Newsweek 13. April 1970
  • Paul A. Samuelson: Reflections on the Schumpeter I knew well, Journal of Evolutionary Economics, Vol. 13, 2003, pp. 463-467
  • Frederic M. Scherer: Schumpeter and Plausible Capitalism, in: Journal of Economic Literature 30 (1992), pp. 1416-1433
  • Christian Seidl (ed.): Lectures on Schumpeterian Economics, Berlin, Springer 1984
  • Felix Somary: Erinnerungen aus meinem Leben, 2. Aufl., Zürich, Manesse, 1959
    Spiethoff, Arthur: Joseph Schumpeter in Memoriam, in: Kyklos, Vol.,3, 1950
  • Wolfgang F. Stolper: Joseph Alois Schumpeter – A Personal Memoir, Challenge, Vol. 21, Jan.-Febr. 1979

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